Songs aus dem Labyrinth...
Im Stadtcasino Basel interpretierte Ex-Police-Sänger Sting überraschend sensibel Lieder des Renaissance-Komponisten John Dowland.
Was die musikalischen Qualitäten als Rock- und Popsänger betrifft, dürfte Gordon Matthew Sumner, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Sting, in einschlägigen, auf diese Musiksparte spezialisierte Kritikerkreisen wohl kaum auf Ablehnung stoßen, hat doch der Sänger in Verlaufe seiner Karriere mit seinen einfühlsamen Songs gerade auch die schreibende Zunft immer wieder in Begeisterung versetzt. Was allerdings jene Schreiberlinge betrifft, die sich auf die Besprechung von Klassik und Alte Musik spezialisiert haben, ist die Sache seit vergangenem Herbst nicht mehr so eindeutig, hat doch der Ex-Police-Sänger es gewagt, gemeinsam mit dem als äusserst kompetent geltenden, an der Schola Cantorum Basiliensis (SCB) ausgebildeten Lautenisten Edin Karamazov die CD 'Songs From The Labyrinth' mit Lautenliedern des englischen Komponisten John Dowland (1562-1626) zu veröffentlichen. Einige der Musikkritiker fühlten sich ganz offensichtlich betupft, dass ein ungebildeter Sänger der U-Musikbranche es gewagt hatte, nach ein paar Gesangsstunden an der SCB Lieder des Renaissance-Komponisten Dowland, der als herausragendster Lautenist des Elisabethanischen Zeitalters gilt, einzuspielen.
Standing Ovations
All die vielen Sting-Fans jedoch, die kürzlich zahlreich in das Stadtcasino Basel pilgerten, um dort ihren Star zu feiern, focht diese ganze Diskussion offensichtlich überhaupt nicht an. Verhielt sich das geneigte Publikum bei den ersten beiden, von Edin Karamazov solo auf einer der Laute verwandten Theorbe interpretierten Stücken noch abwartend, waren beim Auftritt von Sting erste Begeisterungsbekundungen zu hören, die allerdings in Folge der im äußersten Pianissimo gehaltenen Musik schnell wieder abflauten.
Am großartigen, äusserts einfühlsamen Lautenspiel von Edin Karamazov gab es wie auch schon auf der CD 'Songs From The Labyrinth' nicht das Geringste auszusetzen. Die wirkliche Überraschung des Abends aber bildete Sting, dessen Gesang auf der CD etwas affektiert und bemüht auf Alt getrimmt klingt, der live allerdings überraschend natürlich und ungekünstelt herüberkam. Mit Sensibilität und ohne affekthascherische Mätzchen interpretierte er die melancholischen Dowlandsongs mit erstaunlicher Bravour. Der Beizug eines 8-köpfigen Chores (The Concord Ensemble London) allerdings hätte sich das Duo sparen können; musikalisch brachte dies keinen großen Gewinn und die Textverständlichkeit litt dadurch nur unnötig. Darüber, dass Sting nach begeisterten Standing Ovations noch als Zugabe Bearbeitungen eigener Songs zum Besten gab, mußte man schliesslich grosszügig hinweghören.
Für all jene, die nun von Dowlands Lautenmusik infiziert worden sind noch ein Tipp: Die ''Basler Lauten Abende'' führen im Zinzendorfhaus Basel regelmässig auf höchstem interpretatorischem Niveau Lautenkonzerte voll anmutiger Schönheit durch (siehe www.mypage.bluewin.ch/lautenabende).
(c) Mittelland Zeitung by Rolf de Marchi