Ungleiches Duo trat in St. Margarethen vor gut 5,000 Besuchern auf - Englishman traf Reggaespaß: Sting und Shaggy im Steinbruch...
Kann das gut gehen? Wenn die großen Namen Sting und Shaggy aufeinandertreffen, ist das auch eine Zusammenführung höchst unterschiedlicher Welten. Zwar hat der frühere Police-Sänger stets eine ausgeprägte Affinität für Reggae an den Tag gelegt, Fans beäugten das erste gemeinsame Album “44/876” aber sehr kritisch. Am Mittwoch musizierte das Duo mit Band im Römersteinbruch St. Margarethen.
Was sich vorweg festhalten lässt: Nicht nur aufgrund der versierten Sting-Musiker im Rücken – darunter neben Drummer Josh Freese natürlich auch das Vater-Sohn-Gespann Dominic und Rufus Miller an den Gitarren – wurde der Auftritt bedeutend weniger peinlich, als man sich das ausmalen mochte. Bei leichtem Nieselregen und mit kaum Verspätung betrat das ungleiche Paar Sting und Shaggy die Bühne, der eine mit dem obligaten Bass um die Hüfte, der andere im stylischen Outfit und mit griffbereiter Jamaika-Fahne.
Zum Einstieg servierten sie einen “Englishman in New York”, bei dem sich Shaggy gleich in Szene setzen durfte. Denn obwohl die Setlist stark von Sting- und Police-Nummern geprägt war, funkte der 49-Jährige immer wieder hinein, schnappte sich eine Strophe hier und einen Refrain dort. Sein eigenes Oeuvre wurde alsbald mit “Oh Carolina” bedient, und es zeigte sich schnell: Musikalisch freute man sich zwar auf “Message In A Bottle” und Co, wenn es um die Partystimmung ging, war aber der Jamaikaner nicht zu schlagen.
So wurde Hit an Hit gereiht, gab Sting den fest an seinem Platz verwurzelten Takt- und Ideengeber, während Shaggy die Bühne abgraste und schließlich beim gemeinsamen Song “To Love And Be Loved” die gut 5.000 Anwesenden im Steinbruch zum Aufstehen bewegen konnte. Ab diesem Zeitpunkt wurde getanzt, geklatscht, mitgesungen – zwar aufgrund der äußeren Umstände immer wieder schaumgebremst, aber durchaus lustvoll.
Wie sehr sich Sting in seinem Schaffen von Reggae beeinflussen ließ, kam mehrfach deutlich zur Geltung – besonders bei Stücken wie “Walking On The Moon”, während wiederum Songs vom Kaliber eines “If You Love Somebody Set Them Free” an diesem Abend besonders funky geboten wurden. Die Mischung aus ernsthaftem Musizieren und leichtfüßiger Unterhaltung lief lange auf Hochtouren, auch wenn sich langjährigen Sting-Anhängern wohl bei dem ein oder anderen schiefen Ton von Shaggy innerlich etwas zusammenzog.
Wie viel Spaß es den beiden allerdings macht, zusammen unterwegs zu sein, offenbarte “Crooked Tree”: Sting hüllte sich dafür ins Knastoutfit, während Shaggy den gestrengen Richter mit Robe und weißer Perücke gab. Das nicht weit entfernte Mörbisch ließ grüßen. Als am Ende des regulären Sets Lieder wie “Hey Sexy Lady”, “Boombastic” und “Roxanne” quasi nahtlos ineinander übergingen, durcheinandergeworfen und verschränkt wurden, war das schon eine harte Sache, die man erst verdauen musste.
Dem Jubel tat das aber keinen Abbruch: Im Zugabenteil folgte ein peitschendes “Desert Rose”, dem Shaggy kurz zuvor noch das knackige “It Wasn’t Me” entgegensetzte. Aber wieso nicht ein Weltmusik-infiziertes Stück über verlorene Liebe und Sehnsucht mit einem Seitensprung-Song kreuzen? Berührungsängste kennen Sting und Shaggy sichtlich nicht. Nach nicht ganz zwei Stunden war der Spuk dann vorbei, und man konnte festhalten: Wir waren dabei, es hat Spaß gemacht. Ob man auf einer Wiederholung hofft, muss hingegen jeder für sich selbst entscheiden.
(c) Sued Tirol News
Sting & Shaggy: Die Leichtigkeit des Seins...
Rund 5000 Fans ließen sich im Römersteinbruch St. Margarethen auch bei kühlen Temperaturen und Regen nicht davon abhalten, The-Police-Legende Sting gemeinsam mit dem 90er-Jahre Reggae-Star Shaggy zu besuchen. Die interessante Combo überzeugte mit sommerlicher Leichtfüßigkeit und Spaß am Spiel - Tiefgang oder Anspruchsdenken blieben natürlich außen vor.
Der Aufschrei war groß, als die The-Police-Legende Sting Anfang des Jahres plötzlich ein Album mit dem längst in Vergessenheit geratenen Reggae-Pop-Musiker Shaggy veröffentlichte und die anfangs als Spaßprojekt angedachte Zusammenkunft schließlich sogar als weitreichende Tournee manifestierte. Während sich Sting-Apologeten herzhaft darüber echauffierten, wie denn der eher breitbeinig agierende Jamaikaner mit dem politisch bewussten, lieber etwas im Hintergrund stehenden Kultbassisten zusammenpassen würde, vergaßen sie, dass Sting in seiner reichhaltigen Karriere schon des Öfteren fintenreiche Haken schlug. Ausflüge in die Klassik, den Jazz oder die Weltmusik umspannen sein respektables Werk, da fällt der unbestimmte Zeit verlängerte Urlaub auf Jamaika auch nicht mehr sonderlich schwer ins Gewicht.
Aus den zwei unterschiedlichen Charakteren entwickelte sich eine Bromance, deren leichtfüßige Magie sich auch schnell auf das österreichische Publikum überträgt. Der pittoreske Steinbruch in St. Margarethen war dafür schon seit Wochen ausverkauft, schließlich hat sich die Singleauskoppelung „Don’t Make Me Wait“ vom gemeinsamen Album „44/876“ sehr schnell in die Köpfe der Hörer geschraubt. Und fürwahr - von manchen Besuchern leise angehauchte Zweifel und Ängste, das Ganze könne zu einer klanglichen Peinlichkeit verkommen, wurden schon zu Beginn bei Sting- und/oder Police-Klassikern wie „Englishman In New York“ oder „Every Little Thing She Does Is Magic“ förmlich weggespült. Hier der Working-Class-Hero im biederen T-Shirt, mit beneidenswerter Figur, blondiert und am Bass schraubend, dort der juvenile „Papst von Jamaika“ (O-Ton Sting) mit bodenlangem Mantel, Louis-Vuitton-Gürtel , wuchtiger Goldarmbanduhr und Lou-Bega-Gedächtnishut. Hier die personifizierte Rhythmusmaschine, dort die nach Aufmerksamkeit geifernde Rampensau - eine Gemengelage, die tatsächlich mehr als passabel koaliert.
Während es Sting wunderbar gelingt, seine bekannten Songarrangements mit immer neuen Facetten auszustatten, exerziert Shaggy die meisten Nummern mit seiner brummenden Bassstimme, die überraschenderweise nichts von ihrer Einzigartigkeit und Stärke verloren hat. Auch wenn die großen Hits wie „Hey Sexy Lady“, die Erfolgsballade „Angel“ oder „It Wasn’t Me“ schon fast 20 Jahre auf dem Buckel haben, sorgen sie im Live-Korsett für Top-Stimmung. Den Großteil des Sets dominieren neben den gemeinsamen Songs natürlich Werke aus der reichhaltigen Diskografie von Gordon Sumner. So wird „Message In A Bottle“ noch Reggae-lastiger als gewohnt und darf sich auch Shaggy immer wieder hauptstimmlich in den Kanon einbauen. Rund 20 Songs sollen die beiden damals in der sechswöchigen Studiozeit kreiert haben und genau diese Spontanität und Freude bringen sie auch in St. Margarethen auf die Bühne.
Hier greift ein Song in den anderen, dazu darf immer wieder mal ein stimmlich hervorragender, im R&B-Bereich befindlicher, Backgroundsänger glänzen oder sich die rhythmisch tadellose Backingband wohltuend in den Vordergrund stellen. Bei „Crooked Tree“ ist sogar Zeit für ein humoriges Verkleidungsspiel. Dass die beiden den Police-Hit „Roxanne“ dann mit Shaggys Nummer-eins-Hit „Boombastic“ in einem Medley aufgehen lassen, ist fast schon forsch und lässt so manchen Sting-Anhänger einen eiskalten Schauer über den Rücken gleiten. Ja dürfen die denn das? Es ist den beiden einfach egal, denn dieses Projekt steht vordergründig für Spaß und Leichtfüßigkeit und nicht für anspruchsvolle Vermittlung sonorer Botschaften. Dementsprechend verzichten beide auch auf große Worte und das Geschichtenerzählen und lassen die Musik für sich sprechen.
So hat das Stelldichein der beiden Kapazunder die Charakteristik einer humorigen Jam-Session vor zahlenden Gästen. So leicht und schwungvoll sich das Duo auch durch die gut 105 Minuten musiziert, fehlt es der Show doch an einer gewissen Stringenz und Dringlichkeit. Erst gegen Ende hin nehmen sich die zwei Spaßvögel wirklich ernst und spielen die Songs „Desert Rose“ und „Every Breath You Take“ mit filigraner Ernsthaftigkeit. Schulter an Schulter reibend exerzieren sie dabei noch einmal für alle sichtbar ihre innige Freundschaft und strahlen pure Lebensfreude aus. Egal, wie lang- oder kurzlebig diese Liaison bleibt, für Shaggy ist es knapp vor seinem 50er eine nicht mehr für möglich gehaltene Karrierewiederauferstehung, Sting erweist sich einmal mehr als nicht greifbarer Hansdampf in allen Gassen. Nicht „every little thing they did was magic“, aber für einen rhythmisch-entspannten Open-Air-Abend reichte dieses Get Together allemal.
(c) Krone by Robert Fröwein